Tag 20 - 29.03.2024 - 31,5km - von Fuenterroble de Salvatierra nach San Pedro de Rozados

Veröffentlicht am 27. April 2024 um 08:37

Von: Fuenterroble de Salvatierra

Nach: San Pedro de Rozados

km heute: 31,5

km gesamt: 619,5

km durchschnittlich/Tag: 30,98

km Wochenschnitt (gleitend): 240,9

Wochenschnitt (gesamt): 216,83

Unterwegs von: 7:55

Unterwegs bis: 14:00

Zeit heute: 6:05 Stunden

Zeit gesamt: 119:10 Stunden

Unterkunft: Herberge Mari Carmen 

Kosten Unterkunft: 10€

Wetter: Kurzer, leichter Regen, gutes Wanderwetter (bis auf den Regen)

Hier bin ich:

Heutige Strecke:

Ich freute mich schon darauf, schreiben zu können, kein Tropfen Regen heute, aber eine Stunde vor dem Ziel erwischte es mich doch noch. 20 Minuten leichter Regen Zu wenig, daß mir das Wasser in die Schuhe gelaufen wäre, aber gebraucht hätt's das nicht mehr. Ich musste wieder meinen windigen Poncho überwerfen. Hoffentlich bekomme ich morgen einen neuen, besseren in Salamanca.

Frühstück war heute Klasse. Eigentlich nichts Besonderes, Kaffee, getosastete Baguettescheiben, Butter, Marmelade und kleine Muffins. Das gute daran war, man konnte Essen und Trinken so viel man wollte, das ist nicht immer selbstverständlich.

Am Ende einer Etappe merke ich die Anstrengung immer sehr deutlich. Knie und Füße protestieren bei jedem Schritt. Aber so lange die Etappe auch gewesen sein mag, am nächsten Morgen merke ich davon nichts mehr, meine Fortbewegungsextremitäten sind wie neugeboren. Bis das Spiel nach ca. 15km von vorne losgeht.

Wie schon des Öfteren auf der Via de la Plata standen Meilensteine aus der Römerzeit am Wegesrand. Das sind einfach nur runde ca. 2m hohe Säulen mit Beschriftung. Nach knapp 2.000 Jahren ist die schwer zu entziffern, deshalb findet man oft eine Plakette daneben, auf der man den Text wiederfindet. Dass die Säulen nach all der Zeit noch von alleine stehen, kann ich mir nur schwerlich vorstellen. Ich denke, die wurden wiederaufgerichtet.

Vor 3 Tagen hatte ich noch Sorgen, 3 Grad wären bei meiner spärlichen Bekleidung zu kalt. Wie ich schon geschrieben hatte, das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Wäre auch blöd, es ist jetzt jeden Tag so kalt, zumindest am Morgen.

So, jetzt zum Spaß des Tages. Sobald ich nach den ersten paar Metern auf der Straße selbige verließ und auf einem Feldweg abbog, war Wasser auf dem Weg, mal mehr, mal weniger. Es fand sich aber immer ein Pfad, mittendurch oder am Rande, so dass man einigermaßen trockenen Fußes voran kam. Bäche ließen sich über extra vorhandene Trittsteine überwinden. Das ging lange gut, aber nach einer guten Stunde kamen mir 2 Pilger entgegen und gestikulierten, dass es hier nicht weiter ginge. Der Ausdruck Rio Grande fiel. Ich schaute trotzdem erst mal selbst und sah einen weiteren Pilger auf der anderen Seite eines Baches, dessen Trittsteine überflutet waren. Der Pilger hatte ihn barfuß überquert. Hätte ich mir auch zugetraut, aber er meinte, dieser Bach sei nicht das Problem, beim nächsten wäre das Wasser brusthoch. Ob das stimmte oder nicht, ich wollte es nicht ausprobieren. Kilometerweit zurücklaufen war auch keine Option. Beide Seiten des Weges waren durch einen massiven Stacheldrahtzaun begrenzt. Sechs einzelne Stacheldrähte in ca. 25cm Abstand. Normalerweise kein Durchkommen möglich, aber es fand sich bald eine Stelle, an der 2 Drähte schon so weit auseinandergedrückt waren, dass man, vorsichtig natürlich, durch kam. Also Rucksack runter, über den Zaun wuchten, Windjacke aus (mit der wäre ich garantiert hängen geblieben) und langsam zwischendurch. Dann ging es querfeldein in 90 Grad Richtung zum bisherigen Wegverlauf, bis ich auf einem anderen Weg traf. Kaum folgte ich diesem in der ursprünglichen Richtung, hielt ein in einem Pickup entgegenkommender Einheimischer neben mir und meinte "No Paso". Nicht, weil's verboten wäre, sondern weil der Weg auf einen weiteren überfluteten Bach zulief. Super. Also ab durch den nächsten Stacheldrahtzaun. Irgendwann war es geschafft, mit 4km Umweg und 5 überwundenen Stacheldrahtzäunen. Und zweimal musste ich dann doch Schuhe und Socken ausziehen und barfuß durch Bäche waten. Als mir nur Minuten später schon wieder ein Pilger entgegen kam, befürchtete ich, der Spaß geht von vorne los. Aber der ging den Weg tatsächlich in der anderen Richtung. Ich wies ihn schon mal darauf hin, was ihn erwarten würde.

Es ist schon seltsam, wie sich schlagartig die Perspektive ändert. Im einen Moment ist die größte Sorge, dass es regnen könnte, im nächsten ist das urplötzlich Nebensache und man hofft, überhaupt anzukommen.

Nun ja, ich war wieder in der Spur, es folgten nur noch "normal" überflutete Bäche und Wege. Ein Anstieg auf 1.153m war noch zu überwinden, aber ich war ja bereits auf knapp 1.000m, das fiel kaum ins Gewicht. Trotzdem war das der höchste bisher erreichte Punkt auf der de la Plata. Später, nicht heute, soll es auf über 1.300m hochheben.

Und dann stellte ich noch fest, ich hab ein Loch in der Hose. 😃 Die Naht im Schritt ist aufgegangen. Tja, ein Nähset hatte ich eigentlich auf meiner Packliste, aber als entbehrlich eingestuft. Mal schauen, vielleicht bekomme ich in der Herberge Nadel und Faden. Falls nicht, morgen in Salamanca wird sich das wohl auch finden.

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