Von: Mendata
Nach: Bilbao
Wie viel: 38,9km
Gesamt: 154,8km
Unterkunft: All Iron Hostel
Kosten Unterkunft: 20€
Wetter: überwiegend bewölkt, angenehm warm
Hier bin ich.
Heutige Strecke.
Oh Yeah. Life's beautiful.
Was stimmt mich so fröhlich? Ich weiß es gar nicht.
Doch, ich weiß es. Spoiler: ...ähm, nein, ich verrate gar nix, kommt ja eh gleich.
Hab gut geschlafen heute Nacht, Aufbruch um 7 Uhr. Wie auch gestern schon, ohne Kaffee und Frühstück. Aber es gab einen Unterschied: Heute wußte ich sicher, daß ich nach 1,5 Stunden eine größere Ortschaft erreichen würde und da wird ja wohl mal Kaffee aufzutreiben sein. Aber zuerst, wie immer, Natur.
Wie erwartet, erreichte ich gegen halb 9 Gernika-Lumo. Kaum im Ort, offenbarte sich mir auch schon das Objekt meiner Begierde, ein Café. Ein Cappuccino, ein Schokohörnchen und ein Schokodonut waren sogleich mein.
OH MANN WAR DAS GUT. Ich genoß jeden Schluck und jeden Bissen (life's beautiful 😉). Ich steh nun mal auf dieses Süßzeug. Vielleicht kann man mir nachfühlen, wie sehr ich nach dieser langen Zeit, und 3 Tage kann man mit Fug und Recht eine lange Zeit nennen, Gebäck-Abstinenz, nach etwas Schokoladigem lechzte.
Und es zeigt, was ich doch eigentlich für "an oafachs Mensch" bin, mit ein paar Zuckerbomben kann man mich glücklich machen.
Doch leider, die Zeit verging viel zu schnell und ich machte mich wieder auf den Weg. Aber nicht, ohne beim Verlassen des Cafés nicht noch ein weiteres Gebäckteil mitzunehmen. Was es war, weiß ich nicht, hab ich so bei uns noch nicht gesehen. Der Name spielte aber auch keine Rolle, wichtig war nur die an beiden Enden herausquellende Schokofüllung. Und die konnte ich ganz eindeutig erkennen, auch ohne Namen 😄.
Das Teil war eigentlich für später gedacht, erlebte aber schon die nächste Kreuzung nicht.
Ein bissl Kultur nahm ich auch mit aus Gernika-Lumo.

Am Ortsende meinte meine App: "Steiler Anstieg und 15km ohne jegliche Infrastruktur".
Paah, mir doch egal. Ich war gerade in Hochstimmung (möglicherweise hatte ich auch einen Zuckerschock), außerdem hatte ich 2 Liter Wasser, einen Apfel und eine halbe Packung Mandeln bei mir. Frohen Mutes nahm ich die Steigung in Angriff. Ich fand, die App hat übertrieben. Keine Infrastruktur stimmte ja so nun auch nicht. Klar ging's wieder über's Land.

Aber nicht nur, es lag sogar eine Albergue, so nennt man die Pilgerherbergen, auf dem Weg.
Eine Schafherde kreuzte meinen Weg.
Vorne der Schäfer, hinten der Hund.
Auch mein Schatten begleitete mich auf Schritt und Tritt.

Und dann war da noch diese ältere Dame, die, als sie mich kommen sah, ihren reichlich mit Obst, Gemüse und sonstigen Früchten gedeckten Tisch an den Straßenrand stellte, mir zuwinkte und Buen Camino rief. Ich dachte mir, das Mütterchen hat ein gutes Herz und möchte geschwächten Pilgern eine kleine Stärkung kredenzen. Um nicht unhöflich zu erscheinen, ließ ich mir eine kleine Tüte Himbeeren reichen, bedankte mich und wollte weitergehen. Nichts da, 2€ verlangte sie. Von wegen, hilfsbereites Mütterchen, eine eiskalte Geschäftemacherin war das. Seis drum, gut waren sie ja, die Himbeeren.
Es folgte eine Kirche.
Sowie baskische Unabhängigkeitsbezeugungen.
Nach Mittag führte der Weg an die 10km eine laute Straße entlang.
Die lag genau in der Einflugschneise des Bilbaoer Flughafens.
Kurz darauf bog der Weg links ab und überwand eine 300m hohe Hügelkette.
Hier traf ich auf arbeitende Honigbienen.
Jaaa, in Spanien geht's anders zu als bei uns, wo diese arbeitsscheuen Drückebergerhautflügler nur nach Lust und Laune gechillte Sonntagnachmittagsflüge machen, ganz entspannt Nektar zuzeln und sich ansonsten die Sonne auf den schwarz-gelben Pelz brennen lassen.
Meine App warnte mich mal wieder, diesmal vor lohsen Hunden.
Aber für heute konnte ich sie nach dieser "15km ohne jegliche Infrastruktur" Übertreibung nicht mehr ernst nehmen. Und siehe da, einen lohsen Hund gab's zwar, aber auch den konnte ich nicht richtig ernst nehmen, war's doch mehr ein Hündchen.
Dann erreichte ich endlich Bilbao.

Ich sah die erste Palme auf dem Weg.

Und seltsame, schräg fahrende Aufzüge.
Bevor ich meine heutige Herberge aufsuchte, machte ich einen Abstecher zu einem Tante-Emma-Laden (richtige Supermärkte sind hier Mangelware) und versorgte mich mit kulinarischem Allerlei. Heute eine Kombination der letzten beiden Tage. Baguette, Salami, Käse und eine Minigurke. Warmes Essen wird total überschätzt 😋.
Und das ist meine Unterkunft.
Mein Zimmer.
Mein Bett.
Es ist schon sehr mühsam, am Smartphone diesen Blog zu schreiben. Aber heute hab ich's wenigstens gemütlich.
Und, nobel geht die Welt zugrunde, das Hostel bietet eine Wäscheservice an. Den hab ich heute mal in Anspruch genommen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Eben wurde sie mir ans Bett geliefert, die Wäsche. Gewaschen, getrocknet, gebügelt und zusammengelegt. Ja, ja, ich übertreibe gerne, die letzten beiden Punkte waren Nonsens. 🤗
Es ist kurz vor 22 Uhr. Ich war draußen unterwegs. Nicht allzu weit, hab ja heute schon ein paar km in den Beinen. Gar nicht weit entfernt steht die Begoñako Basilika. Eine imposante Kirche.
Mehr als einen Blick wollte ich gar nicht riskieren, aber es fand in dem Moment ein Gottesdienst statt. Hab mich ganz unauffällig in eine der hinteren Bänke gesetzt und bin bis zum Ende geblieben. Einfach so.
Und auf dem Rückweg stolpere ich praktisch über einen dieser lange vermissten Supermärkte. Es gibt sie also doch. Und weil ich halt nun mal schon davor stand, musste ich natürlich rein und Dinge kaufen, die ich gar nicht brauchte. Wie war das mit Angebot und Nachfrage? Was war zuerst da?
Wurscht jetzt, war echt ein schöner Tag heute. Das Bett für morgen ist auch gebucht. Wie schon die letzten beiden Tage: Sehr beruhigend.
Die Aussicht vor dem Hostel bietet einen tollen Abendhimmel.
Buen Camino
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