23.05.2022 6:10
Ich sitze im Bus. Es sind noch 10 Minuten bis zur Abfahrt. Reichlich eng hier. Naja, dauert ja nur 24 Stunden, die Fahrt.


Das ging recht lustig los heute morgen. Um 5 Uhr wollten wir losfahren, meine Frau fuhr mich mit dem Auto zum ZOB München, um 4:55 plötzlich - wo ist mein Geldbeutel? Gibt's doch nicht, eben war er doch noch da. Nach stressigen 10 Minuten hab ich ihn gefunden. Er war da, wo mein Geldbeutel jede Nacht ist. Herrgottsakra.
18:40
Ich sitze gerade an der Seine in Paris. Die erste 12 Stunden Busfahrt ist geschafft. War gar nicht so wild, wie manche Arbeitskollegen mir das immer weismachen wollten.

Man muss nur gelegentlich die Belastung von der linken auf die rechte legen und wieder zurück. Weitere Details spar ich mir. Und wer der Meinung ist, sein Badezimmer sei zu klein, der kann ja mal eine Flixbustoulette aufsuchen. Die ist klein. Aber sauber war sie. Das geht auch andersrum. Die Toilette am Busbahnhof in Paris beispielsweise, die war sehr groß, bestimmt 3x4m, und in einer Ecke war eine Toilette. Ob die dreckig war? Ich sag's mal so. Ich hoffe, dass mir der Jakobsweg dabei hilft, dieses Bild wieder aus dem Kopf zu bekommen.
24.7.2022 7:17
Ich hab's bald geschafft, die Anreise, meine ich. Der Flixbus gestern Abend fuhr pünktlich um 20:30 in Paris ab. So sieht's nachts im Flixbus aus.

Eigentlich hätte der um 5:55 in Henday halten sollen, das ist direkt an der französisch-spanischen Grenze, aber noch in Frankreich. Ich hätte nur über die Grenze gehen müssen und wäre direkt in Irun gewesen, vielleicht 1km. Aber leider hielt der Bus nicht in Henday, aufgrund von Streiks im Baskenland, und so musste ich weiterfahren bis San Sebastian. Das wiederum wäre das erst Etappenziel auf dem Jakobsweg, ich könnte mir also den ersten Tag schon mal sparen. Aber darum geht's ja nicht. Wenn, dann schon richtig. Also muss ich irgendwie diese 20 km wieder zurück. Am Busbahnhof von San Sebastian gab es eine große Karte, da war eine Zugverbindung nach Irun zu sehen. Leider fand ich aber keinen Fahrplan, die Fahrkartenautomaten waren nur auf Spanisch und im Internet wurde mir immer nur eine Flixbusverbindung angezeigt. Die hätte ich ja auch genommen, aber es stand dabei, wenn das Ziel auch im Baskenland ist, so wie San Sebastian, wird die Fahrkarte automatisch wieder storniert. Könnte ich mir also sparen. Was tun? Und dann kam ich auf eine ganz verrückte Idee ... ich hab jemanden gefragt 😙. Und zwar nicht irgendjemanden, sondern am Ticketschalter am Bahnhof. Und siehe da, die Dame wußte doch glatt, dass an dieser Station kein Zug nach Irun fährt, aber an einer anderen, die nur 10 Minuten entfernt ist, fährt ein Zug in einer Stunde. Dann hat sie mir noch auf einer Karte den Weg zu dieser Station gezeigt und mir den Namen aufgeschrieben. Und das alles in akzentfreiem deutsch. ... Zu dick aufgetragen? ... Ja, ich geb's zu, akzentfrei war gelogen - OK, deutsch auch, es war Englisch, aber der Rest hat gestimmt.
Jetzt ging's zu dieser anderen Station und der Zug fuhr nicht in einer Stunde, sondern in 4 Minuten. Irgendwie hab ich es geschafft, in 3 Minuten die Karte am Automaten zu kaufen. Ich war grad im Flow. Außerdem konnte man ihn auf englisch umstellen.
Kaum losgefahren, stieg eine Gruppe Jugendlicher und junger Männer ein, einer setzte sich neben mich. Es war ja Sonntag und noch Recht früh. Man merkte sofort, die sind nicht schon auf, sondern immer noch.
Alle betrunken, die Gröhlerei ging dann auch recht schnell los. Dann quatscht mich der neben mir auch noch an. "Where do you come from?", "What's your Name?" Meine Antworten waren kurz und bündig, aber er ließ nicht von mir ab. Irgendwie kam auch zur Sprache, dass ich letztes Jahr mit dem Auto in Gibraltar war und er darauf: "You must have a lot of money."
Oha, jetzt schrillen bei mir alle Alarmglocken. Was will der Typ? Mich ausrauben? Mich verschleppen und anschließend ausrauben? Schließlich hab ich eine nicht unerhebliche Summe Bargeld bei mir.
Mein Überlebenszentrum arbeitete aus dem Stand auf Hochtouren. Was mach ich? Ab durch die Mitte oder First Strike? Oder noch abwarten und auf der Hut sein? Als ich gedanklich so an meinem Verteidigungsplan feilte, hielt der Zug an und die ganze Horde stieg aus. Glück gehabt. Ich, aber die auch.
Genau so ist es passiert, ich schwör's. 😉
Die nächste Station war dann auch schon Irun und ich war am Startpunkt.
Erstelle deine eigene Website mit Webador